Review

Working-Class Heroes in Folker— German Music Publication

By Ulrich Joosten
Folker
06/2020

Working Class-Heroes CD

MATT CALLAHAN & YVONNE MOORE [Hrsg.]:

Matt Callahan ist ein Musiker und Autor, der ursprünglich aus San Francisco stammt und mit seiner Partnerin Yvonne Moore, einer Sängerin und Publizistin, in der Schweiz lebt. Das Duo bekam den Auftrag, zum fünfzigjährigen Jubiläum des 1967 von Woody Guthrie und Pete Seeger herausgebrachten Songbooks Hard Hitting Songs for Hard Hitting People eine Auswahl daraus in einem Programm für die 2017er-Ausgabe des Brooklyn Folk Festivals einzustudieren. Während der Beschäftigung mit den Songs stellte sich heraus, so Callahan, dass sie eine „bemerkenswerte Relevanz für die heutigen sozialen und musikalischen Entwicklungen haben“. Es sind Songs, die größtenteils in den Zwanziger- und Dreißigerjahren entstanden sind und nicht von professionellen Musikern oder Liedtextern stammen, sondern von Menschen im täglichen Kampf gegen Leid und Ungerechtigkeit. Während der Arbeit an ihrem Konzertprogramm mit diesen Liedern begannen die Autoren, sich für die Menschen hinter den Songs zu interessieren und für die Anlässe, zu denen die Lieder entstanden sind. In dem vorliegenden Songbuch findet sich neben Noten, Akkorden und Texten zu zwanzig Songs eine umfangreiche Sammlung von Fotografien, Geschichten, Zeitungsausschnitten und biografischen Notizen zu über einem Dutzend Liedermachern, begonnen bei dem legendären Gewerkschaftsaktivisten und Liedermacher Joe Hill über die Sängerinnen und Texterinnen Aunt Molly Jackson und Sarah Ogan Gunning bis hin zu Jim Garland, Paul Robeson und vielen mehr. Das Buch enthält darüber hinaus umfangreiche Linernotes zu den Songs und Quellenangaben. Zu dem Buch gibt es eine separat erhältliche CD mit allen zwanzig Liedern, darunter bekanntere Stücke wie „I Am A Girl Of Constant Sorrow“ oder das durch Joan Baez popularisierte „Joe Hill“, aber auch zwar weniger bekannte, aber nicht weniger anrührende Songs, „I Hate The Capitalist System“ etwa, oder „There Is Mean Things Happening In This Land“. Es ist mutig, eine CD mit einem a cappella gesungenen Lied zu eröffnen, aber genau das tut Yvonne Moore mit ihrer eindrucksvollen, markanten Stimme, die sofort die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Nicht weniger mutig, aber konsequent ist es, den Rest der CD nur mit ein- bis zweistimmigem Gesang (gemeinsam mit Callahan), einer Gitarre und gelegentlich Mundharmonika zu begleiten, denn so oder ähnlich werden die Lieder zur Zeit ihres Entstehens geklungen haben. Buch und CD sind wichtige, überaus spannende musikhistorische und soziokulturelle Dokumente.

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